23.11.2018
Digitalisierung im Handwerk?
Herausforderung und Chance für Handwerksbetriebe
Kreuztal. Einen Workshop zum Thema „Digitalisierung im Handwerk“ bot die Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd kürzlich in Kooperation mit dem Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Siegen an. Gemeinsam diskutierten die Teilnehmer in den Räumlichkeiten des AWZ Bau in Kreuztal über die Chancen aber auch über die Herausforderungen, die durch die Digitalisierung im Handwerk entstehen.
Der Begriff Digitalisierung ist in aller Munde. Doch ist diese Entwicklung auch im Handwerk relevant? Diese Frage sollte im Rahmen der Workshop-Reihe Handwerk 2.0 – 4.0 des Mittelstand 4.0 – Kompetenzzentrums Siegen erörtert werden.
In seinem Impulsvortrag gab Prof. Dreher, Lehrstuhl für Technikdidaktik am Berufskolleg einen Überblick, welche Instrumente zur Digitalisierung bereits zur Verfügung stehen und welche Veränderungen im Arbeitsalltag damit verbunden sind.
Gleichzeitig ging er aber auch auf die Herausforderungen ein und berichtete, welche Entwicklungen in Zukunft auf das Handwerk zukommen werden. „Schon in naher Zukunft werden AR-Medien, das sind sogenannte Datenbrillen, zu einem selbstverständlichen Arbeitswerkzeug werden. Auch ein intelligenter Werkzeugkasten, der Ihnen anzeigt, welches Werkzeug Sie für Ihren nächsten Arbeitsschritt benötigen, ist bereits Realität in der Anwendungsforschung“, so Ralph Dreher. Neue digitalisierte Arbeitsprozesse stellen Chancen für das Handwerk dar. Beispielsweise könnten verschiedene Planungstools die Arbeitsvorbereitung erleichtern, wodurch sich durch geringeren Aufwand Einsparungen ergeben, die als Preisvorteil an die Kunden weitergegeben werden könnten. Das wiederum sei ein Vorteil im Wettbewerb. „Man muss natürlich auch aufpassen, dass diese Entwicklung nicht zur Dequalifizierung von gutem Handwerk führt“, so Dreher über die Risiken der Digitalisierung. Denn schließlich sei auch gute Projektplanung essenziell wichtig und nicht durch reine Kunden-Konfiguratoren zu ersetzen.
Im Handwerk zählt Erfahrung
Im anschließenden Workshop, in dem die Teilnehmer in Kleingruppen mit dem Team des Kompetenzzentrums, Prof. Dr. Dreher, J.Prof. Dr. Tamara Riehle und dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Nils Tröps, diskutierten, ging es um die Fragen, wo befindet sich das Handwerk in Bezug auf die Digitalisierung, in welchen Bereichen das Handwerk Chancen oder Potenziale sieht und auch, was Hindernisse auf den Weg zur Digitalisierung sind.
Zwar gebe es bereits Softwarelösungen für einzelne Bereiche, die auch genutzt werden, eine komplette Digitalisierung des Arbeitsprozesses sahen die Teilnehmer jedoch kritisch. „Im Handwerk zählt auch oft die Erfahrung. Da wird ein Fachhandwerker vermutlich nicht einfach auf die Angaben einer Datenbrille hören“, so vermutet ein Workshop-Teilnehmer. Auch die Angst vor Kontrolle, Zeitmangel und die Unlust am schriftlichen Erfassen von Daten wurden als Hinderungsgründe für Digitalisierung genannt. Die Teilnehmer sehen durchaus Potenzial in der Digitalisierung, ihre Arbeitsschritte zu vereinfachen, eine komplette Digitalisierung sei jedoch schwierig. Für eine gewerkeübergreifende Planung ist eine Digitalisierungsstrategie wünschenswert.“
Jeder Auftrag ist individuell und unter den einzelnen Gewerken greift nicht jedes Rädchen ins andere. Eine Standardisierung funktioniert nur, wenn diese bis in die Tiefen der Planung geht.“, waren sich einige Teilnehmer in der Diskussion einig.
Mehr Infos unter kompetenzzentrum-siegen.digital.