02.09.2015
450 Gäste auf der Berufsabschlussfeier der Innungen der Sommergesellenprüfung
Siegen. Eine Berufsabschlussfeier wie diese hat es im heimischen Handwerk noch nicht gegeben. 150 junge Gesellinnen und Gesellen aus zehn Innungen und ein Minister, Bundestagsabgeordnete, dazu der Landrat und zahlreiche weitere Ehrengäste, Angehörige, Freunde und nicht zuletzt die Ausbilder der jeweiligen Betriebe sowie die Innungsobermeister - der Leonhard-Gläser-Saal der Siegerlandhalle erwies sich als gerade groß genug für diesen ganz besonderen Festakt. Der Geschäftsführer der KH, Jürgen Haßler, begrüßte neben dem nordrhein-westfälischen Wirtschaftsminister Garrelt Duin noch die Bundestagsabgeordneten Petra Crone und Willi Brase und den Landtagsabgeordneten Falk Heinrichs, den Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein, Andreas Müller als Schirmherrn sowie zahlreiche Vertreter von Organisationen, die dem Handwerk verbunden sind, wie der Agentur für Arbeit, den Leitern des Berufskollegs der Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe, der AWO, des CJD Olpe, der IKK classic und der Signal-Iduna-Versicherung.
Feierten die Innungen bislang stets für sich, so wagte das Organisationsteam um den Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd, Jürgen Haßler, dieses Mal einen ganz großen Wurf, indem mehrere Innungen erstmals gemeinsam ihren frischen Gesellinnen und Gesellen ihre Abschlusszeugnisse überreichten und sie „freisprachen“. Der hohe Aufwand lohnte sich. Ob Dachdecker oder Friseur, Fleischer, Bäcker, Maler oder Tischler - sie alle feierten bis in die späte Nacht mit den Gästen.
Kein Geringerer als der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Garrelt
Duin hielt die Festansprache. Nicht nur für Jürgen Haßler etwas Besonderes: „Dass ein Minister zur Freisprechung kommt, hat man nicht alle Tage“, freute sich der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft in seiner Begrüßung. Und ergänzte: „Zehn Innungen in diesem Rahmen, das gab es bisher noch nie.“ Sowohl die Freisprechung der 150 als auch der Besuch des Wirtschaftsministers treffen dabei auf eine günstige Situation. Jürgen Haßler: „Sie hätten sich keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können. Das Handwerk brummt!“
Garrelt Duin, dessen Ministerium die volle Bezeichnung „für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk“ führt, zeigte gleich in seinen einleitenden Worten, dass für ihn das Handwerk keineswegs an letzter Stelle steht. Er wies darauf hin, dass der Staat nicht das hohe ehrenamtliche Engagement der Handwerker ersetzen kann, beispielsweise bei den Prüfungen: „Ich will mir gar nicht vorstellen, wie viel Geld es kosten würde, wenn wir das machen würden. Und schlechter wäre das sicher auch.“ Die Leistungen der Gesellinnen und Gesellen, aber auch der ausbildenden Betriebe würdigte Duin: „Es ist nicht nur wertvoll, handwerkliche Fähigkeiten zu erlernen, sondern auch seine Persönlichkeit auszubilden. Auch dafür steht unser System“, wies er auf die duale Ausbildung hin, die Deutschland von zahlreichen anderen Staaten unterscheidet. Duin: „Die duale Ausbildung ist einer der Gründe, warum wir so erfolgreich sind.“
Den Gesellinnen und Gesellen rief der Minister zu: „Unsere Wirtschaft braucht Sie mehr denn je. Seien Sie wirklich stolz. Aber Sie haben nicht ausgelernt“, verwies er auf die hohe Entwicklungsgeschwindigkeit in vielen Bereichen der Wirtschaft und des Handwerks. „Ich hoffe, dass wir alle in einer Gesellschaft leben wollen, in der das Handwerk auch in Zukunft eine so wichtige Rolle spielt.“ Jeder könne etwas dafür tun, dass dies auch so bleibt: „Indem wir zu allem 'Nein' sagen, das mit Schwarzarbeit zu tun hat!“
Mit einem Zitat aus Hermann Hesses „Stufen“ gab Garrelt Duin den jungen Gesellinnen und Gesellen seine besten Wünsche mit auf den weiteren Lebensweg: „Ich bin sicher, dass auch diesem Anfang ein Zauber innewohnt. Ihre Chancen sind gut, denn Sie sind hier in Siegen-Wittgenstein und Olpe in einer der stärksten Wirtschaftsregionen des Landes Nordrhein-Westfalen zuhause.“
Nachdem die Gesellinnen und Gesellen ihre Zeugnisse empfangen hatten, wurde den jeweiligen Prüfungsbesten noch eine besondere Auszeichnung zuteil. Minister und Landrat würdigten die hervorragenden Leistungen von Christopher Kühr (Handwerk: Bäcker / Ausbildungsbetrieb: Sauerlandfrische Dornseifer GmbH & Co. KG, Wenden) und Jan Simon (Dachdecker / S&A Langer HmbH, Wenden), Thorben Wagner (Fleischer / Fritz Wied jun., Erndtebrück), Karina Gaede (Friseure / Michael Dittmann und Resi Dittmann, Olpe), David Schmidt (Maler und Lackierer / Rolf-Peter Straub, Siegen), Marvin Braun (Tischler / Werner Göbel GmbH & Co. KG, Siegen), Christian Böhmer (Automobilkaufleute / Autohaus Nies GmbH & Co. KG, Wilnsdorf) und Melanie König (Bürokaufleute im Handwerk / Karl-Bernhardt Arndt, Olpe). Außerdem wurden die Preisträger des Tischler-Wettbewerbs „Die gute Form“ geehrt: Nils Beckmann (Innenausbau Biermann GmbH, Schmallenberg) erhielt den ersten Preis für ein Grillmöbel in Teak, David Hessmann (Tischlerei Kraume, Kirchhundem) den zweiten Preis für ein eichenes Phonomöbel, und Marvin Braun (Werner Göbel GmbH & Co. KG, Siegen) den dritten Preis für einen Fotoschrank aus Ahorn und Nussbaum.
Auch bei der Auswahl der Musik traf die Kreishandwerkerschaft den richtigen Nerv bei den jungen Handwerkern: Der Rapper B.E. alias Mohamed El-Chartouni begeisterte mit seiner Formation „Fläshmob“ und einem ungewöhnlichen Programm zwischen Rap, Comedy und Kabarett.
Gemeinschaftliches Foto der freigesprochenen Gesellinnen und Gesellen.
Text und Fotos: Klaus Peter Eilert, Mediaservice Südwestfalen