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Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd

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13.09.2019

1. Großes Wandergesellentreffen in Kreuztal

200 wandernde Handwerksgesellen verbringen gemeinsames Wochenende im Siegerland

Kreis Siegen-Wittgenstein. Ein Treffen der besonderen Art gab es am vergangenen Wochenende in Kreuztal: Rund 200 aktive sowie ehemalige wandernde Handwerksgesellen aus weiten Teilen Deutschlands und aus der Schweiz waren ins Siegerland gereist oder gewandert, um ein gemeinsames Wochenende bei den „Freien Vogtländern“ an der Bude Siegen zu verbringen. Dieses traditionelle Treffen fand erstmalig im Siegerland statt.

Ein beeindruckendes Bild bot sich rund um die Waldhütte „Irlenhecken“ in Kreuztal-Ferndorf. Denn hier fand erstmalig im Siegerland ein großes Wandergesellentreffen statt, zu dem rund 200 ehemalige sowie aktive Wandergesellen aus Deutschland und der Schweiz gekommen waren. Für viele wandernde Handwerker war dies ein schönes Ziel auf der Reise, um mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen, sich zu vernetzen und zudem leckeres Essen sowie das ein oder andere Kaltgetränk gemeinsam zu genießen. „Da man als Wandergeselle ja ohne technische Kommunikationsmittel wie z.B. Handy reist, wird die Einladung und der Termin durch Mund-zu-Mund-Propaganda verbreitet“, erklärt Florian Stöcker, Organisator des Treffens und ehemaliger Wandergeselle.

Ein Jahr Vorbereitungszeit

Rund ein Jahr Vorbereitungszeit habe es gedauert, um dieses besondere Treffen, zu dem auch die Familien eingeladen waren, auf die Beine zu stellen. Auch für die Kinder war bestens gesorgt und eine Hüpfburg sorgte für strahlende Augen bei dem Handwerkernachwuchs. Eigens für die Veranstaltung haben die zehn jüngsten Wandergesellen gemeinsam mit den Organisatoren ein massives Vordach für die Waldhütte gebaut. „So hat auch die Dorfgemeinschaft etwas davon“, ergänzt Florian Stöcker, der die „Bude Siegen“ vor zwei Jahren ins Leben gerufen hat. Ein solches Treffen zu organisieren, sei unglaublich viel Arbeit, die sich in den Augen der Initiatoren aber lohnt: „Uns liegt die Wanderschaft aus eigener Erfahrung sehr am Herzen. Deshalb tragen wir mit diesem Treffen gerne dazu bei, dass die Tradition beibehalten und belebt wird. Es lohnt sich.“

Bundesweit rund 20 „Buden“ als Anlaufstelle für Wandergesellen

Bundesweit gibt es rund 20  „Buden“, die den Wandergesellen als Anlaufstelle für regelmäßige kleinere Treffen und zum Austausch zur Verfügung stehen. Außerdem sind die Buden Ausgangspunkt für die Wanderschaft und auch Ziel für das „Heimkommen“. Jedes Jahr findet in einer dieser Buden ein großes Wandergesellentreffen statt, das auch Gesellen nutzen können, die gerne auf Wanderschaft gehen möchten. Diese Gelegenheit nahmen auch interessierte junge Handwerker in Siegen wahr, um mit erfahrenen Wandergesellen ins Gespräch zu kommen und sich vorab zu informieren.  

Stempel und Siegel heiß begehrt

Wo die Wandergesellen auf ihrer Reise waren, wird im sogenannten Wanderbuch dokumentiert. In diesem wichtigsten Reisedokument werden Städtesiegel sowie Stempel der jeweiligen Kreishandwerkerschaften gesammelt und auch die Nachweise für die geleisteten Arbeiten eingetragen. So ließen es sich auch Matthias Rink, Geschäftsstellenleiter Olpe der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd, und Kreuztals Bürgermeister Walter Kiß nicht nehmen, persönlich zu dem Treffen zu kommen. Im Gepäck hatten sie nicht nur eine finanzielle Zuwendung, sondern auch das Siegel und den Stempel. Folglich bildete sich eine lange Schlange von Wandergesellen, die sich ihren Aufenthalt in Siegen in ihrem Wanderbuch dokumentieren ließen. „Wir freuen uns, dass diese rund 1000 Jahre alte Tradition der Walz und Wanderschaft auch heute noch aufrecht erhalten wird. Deshalb unterstützen wir dieses Treffen bei uns im Siegerland sehr gerne“, so Matthias Rink.

In traditioneller Kluft der Freiheit entgegen

Die wandernden Handwerksgesellen erkennt man auf den ersten Blick an ihrer typischen traditionellen Kluft. Mit Hut, Weste, Jackett und Schlaghose ziehen die Wandergesellen mindestens drei Jahre und einen Tag umher und lernen auf ihrer Walz nicht nur fremde Länder und Menschen kennen, sondern auch regional spezialisierte Arbeitstechniken. In dieser Zeit ist es Ihnen untersagt, zurück in die Heimat zu kommen. „So ein Gefühl von Freiheit, wie auf der Walz, hat man ansonsten nie wieder“, beschreibt Marc Heerich, Mitorganisator aus Finnentrop, seine eigenen Erfahrungen auf der Wanderschaft.
 

Impressionen zum Handwerksgesellentreffen in Kreuztal >>

Rund 200 aktive sowie ehemalige Wandergesellen aus Deutschland und der Schweiz waren zum großen Treffen der wandernden Handwerksgesellen nach Kreuztal gekommen.

Text und Foto(s): © TEXTWERK ATTENDORN, Rebecca Dalhoff, Attendorn