18.02.2016
Seminar "Gesundes Führen" gab wichtige Impulse zur Personalführung
Siegen. Leistungsfähige, motivierte Mitarbeiter, die mit Freude und Bereitschaft ihrer Arbeit nachgehen, sind unentbehrlich für den Erfolg eines Betriebs.
Ein besonders wichtiger Schlüssel dazu liegt in der Hand der Vorgesetzten. Denn deren Verhalten bestimmt wesentlich mit, ob Mitarbeiter leistungsbereit und auch gesund bleiben. „Noch immer verfahren manche Chefs nach dem Motto: Nicht geschimpft ist genug gelobt“, sagt Stefanie Schäfer. Von einem mitarbeiterorientierten und gesundheitsgerechten Führungsstil ist eine solche Einstellung aber weit entfernt. Wie es besser geht, das verdeutlichte die Gesundheitsmanagerin der IKK classic gemeinsam mit ihrem Kollegen Boris Mauz den Führungskräften heimischer Handwerksbetriebe in einem Seminar, das die IKK in Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd anbot.
Ist die Stimmung im Betrieb schlecht, so lässt sich das oft an der Arbeitsleistung und am Krankenstand ablesen. Stefanie Schäfer erläuterte das Phänomen der „Gratifikationskrise“. In die können Mitarbeiter dann geraten, wenn sie für ihre Tätigkeit keine oder zu wenig Wertschätzung erhalten: „Die Wertschätzung ist für jeden Menschen ein wichtiges Bedürfnis, sie ist ein deshalb ein ganz wesentlicher Produktionsfaktor.“ Wenn jemand aber dauernd in der Gratifikationskrise sei, könnten sich schnell Krankheiten entwickeln. „Zum Beispiel steigt das Herzinfarktrisiko deutlich an.“ Die Leistungsbereitschaft dagegen sinkt, bis hin zur „inneren Kündigung“.
Chefs sollten deshalb unbedingt auf Alarmzeichen achten. „Zum Beispiel, wenn die morgendliche Begrüßung nur noch in den Bart genuschelt wird. Wenn Kontakt vermieden wird. Wenn Fehler verschwiegen oder mit viel Aufwand verheimlicht werden. Oder wenn Betriebsfeste schlecht besucht sind.“ Auch wenn sich jeder nur ausschließlich um den eigenen Aufgabenbereich kümmere oder ein allgemein rauer Umgangston herrscht, sollten Vorgesetzte aufhorchen.
Die beiden Gesundheitsexperten erklärten den Zusammenhang auch aus medizinischer Sicht: Dabei geht es um die Ausschüttung der entsprechenden Hormone – um das Stresshormon Adrenalin, das im Körper Energiereserven für schwierige Situationen freisetzt, und um das „Glückshormon“ Dopamin, einen Neurotransmitter, der im Belohnungssystem eine wichtige Rolle spielt. Bei echtem, ernst gemeinten Lob wird Dopamin im Körper ausgeschüttet und vermittelt ein positives Erlebnis, das im Langzeitgedächtnis haften bleibt: Die Grundlage für motiviertes Arbeiten.
„Nun will ich Sie nicht dazu verleiten, ab sofort ständig zu loben“, sagte Boris Mauz. „Das wäre auch nicht richtig.“ Denn Lob wirke nur dann, wenn es ernst und ehrlich gemeint und der Situation angemessen ist. „Sonst fühlen sich die Leute auf den Arm genommen.“ Offensichtlich strategisches Lob bewirkt also das Gegenteil dessen, was beabsichtigt ist. Schlecht, wenn es dann nur lakonisch heißt: Ach, der Chef war auf einem Seminar. Außerdem müssen nicht gleich große Worte gemacht werden. Boris Mauz: „Es reicht oft eine kleine Geste dafür aus, dass der Mitarbeiter die erforderliche Bestätigung erhält.“ Und es gilt auch, kulturelle Unterschiede zu beachten. So habe bei Menschen aus bestimmten Kulturkreisen unter Umständen die Wertschätzung einen sehr viel höheren Stellenwert als bei uns; entsprechend oft ist dann ein Lob nötig.
Vorgesetzte sollten ein Gespür für das richtige Loben entwickeln, müssen ihre Fähigkeit zur Empathie ausbilden. Die Wertschätzung, das Lob wirkt sich nicht nur positiv auf die Gesundheit der Mitarbeiter aus. Es steigert auch deren Produktivität. Der Spruch „Nicht geschimpft ist genug gelobt“ hingegen kostet bares Geld.
Text und Foto: Klaus Peter Eilert, Mediaservice Südwestfalen