14.04.2016
Lehrlingswarte der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd informierten sich über Ausbildungsbotschafter und ehrenamtliche Patenschaften
Kreuztal. Die Berufswahl ist einer der ersten und zugleich auch schwersten Schritte ins Erwachsenenleben.
Informationsbroschüren, Flyer und Internetseiten können jungen Menschen helfen. Doch noch viel besser sind Erfahrungen aus erster Hand, von Gleichaltrigen. Deshalb gehen nun junge Auszubildende an die Schulen. „Ausbildungsbotschafter sind Auszubildende der geregelten Ausbildungsberufe, die dort ihren Werdegang vorstellen“, sagt Bianca Weickardt von der Handwerkskammer Südwestfalen. Sie kam auf Einladung von Kreislehrlingswart Frank Hanses mit ihrer Kollegin von der IHK Siegen, Jennifer Novak, zur Lehrlingswartetagung der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd nach Kreuztal, um dort das Konzept vorzustellen.
Die beiden Organisationen stehen gemeinsam hinter dem Projekt. Ziel ist es, durch Erfahrungsberichte auf Augenhöhe das Interesse der Schülerinnen und Schüler für die duale Ausbildung zu wecken, Karrieremöglichkeiten aufzuzeigen und Kontaktängste abzubauen.
Jennifer Novak legte den Lehrlingswarten dar, dass sich diese Schulbesuche durch Auszubildende sehr gut bewähren. Die Auszubildenden werden geschult, erhalten Kommunikations- und Rhetorik-Trainingseinheiten und so das notwendige Rüstzeug, um ihren jeweiligen Beruf seine besondere Faszination altersgerecht zu präsentieren. Novak: „Unser Ziel ist es, möglichst viele Berufe vorzustellen.“ Ein Schuleinsatz dauert regelmäßig 90 Minuten.
Jeweils eine Koordinatorin oder ein Koordinator der Kammer unterstützt dabei mehrere Auszubildende, die in etwa 20-minütigen Gesprächen von ihren Erfahrungen berichten. „Sie können vieles erklären und sind einfach näher dran.“ Dabei hilft dann auch noch die typische Zunft- oder Arbeitskleidung ebenso wie beispielsweise mitgebrachtes Werkzeug oder Arbeitsstücke. Das weckt Interesse: „Es geschieht nicht selten, dass die Schülerinnen und Schüler anschließend noch nach vorne kommen und weitere Fragen stellen.“
Es ist ein Konzept, das allen Beteiligten Vorteile bringt. Die Auszubildenden stärken durch die Trainings und durch die Vortragspraxis persönliche Kompetenzen, die ihnen in der Prüfung und im späteren Berufsleben zugute kommen können. Bianca Weickardt: „Die Trainings, die wir anbieten, wie zum Beispiel das Kommunikationstraining, sind für die eigene Entwicklung wichtig.“ Sie kommen so auch dem Betrieb zugute – wer gelernt hat, vor einer größeren Gruppe selbstbewusst und angemessen aufzutreten, wird diese Kompetenzen auch im Umgang mit Kunden nutzen können. Jennifer Novak ergänzt: „Die Auszubildenden sagen auch, dass es ihnen Freude bereitet. Es bestärkt sie, weil sie sich selbst die Vorteile ihres Berufs vergegenwärtigen.“
Die Unternehmen, die ihnen die Gelegenheit geben, als Ausbildungsbotschafter an die Schulen zu gehen, zeigen, dass sie zukunftsorientiert handeln und fördern den direkten Einstieg von Schülerinnen und Schülern in die Berufsausbildung – eine wesentliche Maßnahme gegen den Fachkräftemangel. Und die Schulen erweitern ihr Angebot um eine wirkungsvolle Maßnahme und Hilfestellung zur Berufsauswahl.
Hilfestellung beim Weg in den Beruf bieten auch Jugendorganisationen wie der CVJM an. Karsten Schreiber, Kreissekretär des CVJM-Kreisverbandes Siegerland e.V., stellte den Lehrlingswarten die Möglichkeiten des Programmes „packs'“ vor, bei dem ehrenamtliche Helfer des CVJM junge Menschen im Rahmen eines individuellen Coachings bei der Berufsfindung, bei der Suche nach Praktikumsstellen und bei der Bewerbung unterstützen.