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Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd

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20.05.2016

Zahlreiche Handwerksmeister und -meisterinnen kamen ins Haus der Siegerländer Wirtschaft und drückten für ihren Betrieb die Schulbank.

Siegen. Wie steht es um meinen Betrieb? Manche Chefs wissen das nie so ganz genau. Oder jedenfalls nicht genau genug, sagt Thomas Lückel, Steuerberater und Fachberater für Controlling und Finanzwirtschaft. „Aber ich will doch wissen, wie mein Laden läuft!“ Den Weg dahin und mit welchen modernen Mitteln er beschritten werden kann, erklärte der Bad Berleburger Experte im Rahmen eines Seminars, zu dem die Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd einlud.

Zahlreiche Handwerksmeister und -meisterinnen kamen ins Haus der Siegerländer Wirtschaft und drückten für ihren Betrieb die Schulbank.

Anhand verschiedener Berechnungsmodelle und Beispiele erläuterte Thomas Lückel die wichtigsten Kennzahlen und deren Ermittlung, wie etwa die Stundenverrechnungssätze oder die Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) als wichtigstes Instrument zur Ermittlung der Ertragslage.

„Die meisten BWA sind falsch. Doch nur über eine exakte BWA wissen Sie, wo Ihr Unternehmen steht.“ Die BWA sei dafür die einzige Möglichkeit. „Ansonsten führen Sie Ihren Betrieb nach Kontostand und Bauchgefühl.“ Zu den wesentlichen Elementen gehören neben der Vorkalkulation auch die Zeiterfassung und die Nachkalkulation sowie die korrekte Erfassung der teilfertigen Leistungen. „Wenn Sie das regelmäßig machen, erhalten Sie belastbare Zahlen und können jederzeit eingreifen.“ Doch gerade bei der Bewertung der teilfertigen Leistungen würden in der Praxis die meisten Fehler gemacht.

Auch der ständige Blick auf die Produktivität sei entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens. Da gibt es, so Thomas Lückel, in manchen Betrieben noch reichlich Luft nach oben. Unnötiges Räumen, aber auch verlängerte Pausen und sonstige Organisationsmängel senken die Zahl der tatsächlich verkauften Arbeitsstunden und somit die Produktivität. „Wir hatten einen Betrieb, in dem wir festgestellt haben, dass die Jungs jeden Morgen geschlossen zum Tanken fuhren und sich dort erst einmal zum Frühstück trafen.“ Wer beispielsweise Fahrzeuge morgens bestücken lasse, müsse damit rechnen, dass die Mitarbeiter sich Zeit lassen. „Am Abend vorher ist das meistens anders. Da wollen die nach Hause.“

Am Beispiel eines Betriebs mit zwölf Mitarbeitern rechnete Thomas Lückel vor, wie sich solche Mängel in der Summe auswirken: „Material vergessen und zurückfahren, Aufräumen vor Feierabend, erhöhter Ausschuss, erhöhte Garantiearbeit – macht insgesamt 130000 Euro im Jahr.“ Da lohnt es sich schon, mit den Beschäftigten und Vorarbeitern darüber zu sprechen, schließlich geht es um deren Arbeitsplätze. „Und glauben Sie mir: Das alles ist viel wichtiger als irgendeine Sonderabschreibung fürs Finanzamt.“

Für die einfache, jedoch dennoch exakte und zeitnahe Ermittlung der wichtigen Kennzahlen gibt es inzwischen eine große Erleichterung: die digitale Buchführung. Dabei muss der Unternehmer die Belege lediglich einscannen und kann so alle relevanten Daten über DATEV automatisiert an die buchführende Kanzlei übermitteln. Damit ist dann sogar eine tagesaktuelle Auswertung möglich, hob Thomas Lückel hervor. Statt wie bisher dicke Ordner mit Belegen oder Kopien hin- und herzuschicken und jeweils einige Tage auf die Erfassung zu warten, hat der Unternehmer jederzeit Zugriff auf seine Daten und damit auch auf eine aktuelle Qualitäts-BWA. Das Ganze lässt sich dann auch noch ideal mit Lohnbuchhaltung, Zeiterfassung, Kalkulation und Branchensoftware verknüpfen. So ist der Betriebsinhaber jederzeit auf dem Laufenden.