News-Detailansicht

Im vollbesetzten großen Saal im Haus der Siegerländer Wirtschaft begrüßte Kreishandwerksmeister Frank Clemens im Rahmen des „Frühjahrsforum 2018 der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd“ die über hundert Gäste, die aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe gekommen waren.

Unter den Ehrengästen befanden sich unter anderem der Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein Andreas Müller, die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Siegen, Verena Böcking, der Bürgermeister der Stadt Olpe Peter Weber, die Landtagsabgeordneten Anke Fuchs-Dreisbach und Jochen Ritter sowie der Vizepräsident der Handwerkskammer Südwestfalen, Reiner Gerhard.

Mit viel Beifall der anwesenden Gäste wurde der Festredner des Abends, Professor Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW begrüßt.

In seiner Ansprache gab Kreishandwerksmeister Frank Clemens einen Überblick über die „Lage im heimischen Handwerk“. 640 neu abgeschlossene Ausbildungsverhältnisse konnte die Kreishandwerkerschaft im letzten Jahr in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe registrieren, erklärte Clemens. Dies sei ein stolzes Plus gegenüber dem Vorjahr von 5,5%. Erfreut äußerte er sich darüber, dass die neue Landesregierung Entfesselungspakete zum Abbau der Bürokratien nicht nur angekündigt, sondern auch umgesetzt habe. So sei die Hygieneampel abgeschafft. Dies helfe den lebensmittelverarbeitenden Betrieben. Auch die Entflechtungen beim Tariftreue- und Vergabegesetz seien ein Schritt in die richtige Richtung. Aber richtig zu spüren sei der Bürokratieabbau im betrieblichen Alltag nicht. Überbordende Bürokratie sei zu einem großen Hemmnis geworden und verhagele den Kolleginnen und Kollegen mehr und mehr die Lust an der Selbstständigkeit.  Die Gewerbetreibenden träfen immer wieder neue Dokumentationspflichten. Jüngstes Beispiel sei die Datenschutzgrundverordnung. Sperrige, unübersichtliche Vorschriften, garniert mit hohen Bußgeldsanktionen würden ab 25.05.2018 u.a. auf alle Handwerksbetriebe zurollen. Besorgt äußerte sich auch der Kreishandwerksmeister zur aktuellen Dieselproblematik. „Wir brauchen hier nicht nur entsprechende Angebote der Industrie, sondern insbesondere Rechtssicherheit seitens der Politik“, so der Kreishandwerksmeister. Die drohenden Fahrverbote für moderne Dieselfahrzeuge, von denen viele auf Drängen der Politik erst vor drei oder vier Jahren angeschafft worden seien, würden Vertrauen vergiften.

Der Kreishandwerksmeister wies darauf hin, dass sich das Handwerk derzeit über eine gute Konjunktur freue und dies grundsätzlich über alle Branchen hinweg. Die Auftragsbücher seien voll. Das Handwerk partizipiere von einer kräftigen Binnennachfrage. Die Niedrigzinsphase sei Triebfeder für betriebliche Investitionen.

Allerdings sei der Fachkräftemangel im heimischen Handwerk allgegenwärtig und trübe die gute Stimmung ein. Die Fachkräftesicherung gehöre -neben der Digitalisierung und der Unternehmensnachfolgeregelung- zu den größten Herausforderungen, denen sich das Handwerk aktuell zu stellen habe. In Sachen Digitalisierung mahnte der Kreishandwerksmeister die entsprechende Infrastruktur an. Was das datenverarbeitende Gewerbe im Handwerk brauche, seien hochleistungsfähige Netze, also Glasfasertechnologie bis an das Gebäude. In dieser Thematik bedürfe es ganz zügiges Handeln, um endlich signifikante Wettbewerbsnachteile abzubauen und damit Wirtschaftskraft zu sichern.

„Gemeinsam mit dem Handwerk Zukunft gestalten“ unter diesem Motto stand die Festrede von Prof. Dr. Andreas Pinkwart, der viele aktuelle Dinge auf den Prüfstand stellte.  „Ich freue mich“, so der Minister, „heute bei Ihnen sein zu dürfen. Wir wollen gemeinsam mit dem Handwerk die Zukunft gestalten. Die Dynamik nimmt zu“, so der Minister weiter. „Wichtig ist es, dass wir uns den Fragen der Zeit stellen. Und dabei steht die Bildung im Mittelpunkt. Und hier haben wir es selbst in der Hand, wie man Zukunft gestalten kann.“

Weitergehend schlug der Minister Pinkwart eine Bresche für die Lehrer. An der Universität Siegen gebe es eine hervorragende Lehrerausbildung. „Wir müssen dafür sorgen, dass diese auch hier bleiben und auch dafür, dass der Beruf des Lehrers wieder deutlicher wertgeschätzt wird. Zur Problematik „permanenter Unterrichtsausfall an den Berufskollegs“, die von Kreishandwerksmeister Frank Clemens angesprochen worden ist, erklärte Pinkwart, dass dies nicht hinnehmbar sei und hier konkreter Handlungsbedarf bestehe.

Breiten Raum nahm in der Rede des Ministers das Thema „Digitalisierung“ ein. „Das Land NRW ist wieder ehrgeizig. Wir wollen wieder das leistungsfähigste Land werden!“, so der Minister. „Allerdings sind wir vom Thema Glasfaser noch ein Stück weit entfernt. Dieser Ausbau sei jedoch unverzichtbar,“ so Prof. Dr. Pinkwart. „Wir haben hier im heimischen Raum Weltmarktführer. Wir brauchen den Ausbau schneller Netze und deshalb müssen wir auch mit den Unternehmern im ständigen Dialog bleiben. Die moderne Technologie sei ebenso für das Handwerk unentbehrlich. Angedacht sei eine Digitalisierungsoffensive des Handwerks NRW. Digitalisierungsinvestitionen sollen auch durch das neue Beteiligungsprogramm „Zukunft Handwerk NRW“ finanziert werden können. Fest im Blick sei auch die Unterstützung bei der Digitalisierung der Berufsbildungszentren und die vorrangige Ausrüstung in Gewerbegebieten und Schulen. Die Digitalisierung biete dem Unternehmer vielfältige Chancen. Durch Digitalisierung könne man es auch bei der neuen Generation „spannend machen“. Wir müssen die jungen Leute richtig begeistern, sonst sind sie weg!“, so der Minister.

Auf die von Kreishandwerksmeister angesprochene und kritisierte überbordende Bürokratie in Deutschland wies der Minister auf die eingeleiteten Maßnahmen der neuen Landesregierung zum Abbau der Bürokratie hin. Diese seien ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung gewesen, wobei das Thema aber weiterhin hohe Priorität habe. Der Minister gestand zu, dass die Umsetzung der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung den Handwerkern das Leben schwer mache. Hier sehe er noch Überprüfungsbedarf seitens der Bundesregierung.  „Die Landesregierung werde jedenfalls alles dafür tun, die Rechtslage so einfach wie möglich für uns zu interpretieren“, so Minister Pinkwart.
Anhaltenden Beifall der Gäste im großen Saal des Hauses der Wirtschaft erhielt Minister Andreas Pinkwart für seine engagierte Rede und stand dem Auditorium dann noch für Anschlussfragen zur Verfügung.

Anschließend ehrte Minister Pinkwart gemeinsam mit Kreishandwerksmeister Frank Clemens und dessen Stellvertreter Karl-Friedrich Bublitz die Bundes- und Landesieger des praktischen Leistungswettbewerbs der Handwerksjugend aus dem heimischen Handwerk.

Ausgezeichnet wurden:

3. Bundessieger Dominik Pfeil: Beruf: Informationselektriker FR: Bürosystemtechnik Ausbildungsbetrieb
    Hees Bürowelt GmbH, Siegen.

1. Landessieger Tim David Bergmann: Beruf:  Technischer Modellbauer, FR. Gießerei,
    Ausbildungsbetrieb:  Modellbau Hermann GmbH, Siegen.

1. Landessieger Manuel Kirchhoff: Beruf Fleischer Ausbildungsbetrieb Fleischerei Stephan Kirchhoff, 
    Attendorn.

1. Landssieger Florian Kohlberger: Beruf: Beton-Stahlbetonbauer, Ausbildungsbetrieb: Günther
    GmbH &  Co KG, Netphen.

1. Landessieger Fabio Reis:  Beruf: Informationselektroniker SP Geräte und Systemtechnik, 
    Ausbildungsbetrieb: Jaeger Sicherheitstechnik GmbH, Hilchenbach.

1. Landessieger Peter Schüttler: Beruf: Elektroniker für Maschinen und Antriebstechnik,
    Ausbildungsbetrieb: Schüttler Elektromaschinenbau GmbH & Co KG, Attendorn.

2. Landessieger Ben Josef Rennebaum: Beruf: Land- und Baumaschienenmechatroniker,
    Ausbildungsbetrieb: Viktor Linne GmbH, Attendorn.

3. Landessiegerin Janet Bingener:  Beruf: Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk, SP Fleischerei
    Ausbildungsbetrieb: Guido Bingener, Kreuztal.

 

Weitere Bilder hier >>