KH
Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd

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18.05.2017

Der Digitale Wandel: Die Wertstatt-Zukunft im Handwerk

Mehr denn je beschäftigen sich die Unternehmer im Handwerk mit dem Thema „Der digitale Wandel“. Für den heimischen KH-Geschäftsführer Jürgen Haßler -neben der Fachkräftesicherung- das Thema der Stunde.

In diesem Zuge hatte die Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd in Kooperation mit den Siegener Unternehmen Hees Bürowelt und PSV Marketing interessierte Mitglieder zu einer Auftaktveranstaltung unter dem Thema „Die Wertstatt - Zukunft im Handwerk“, das Forum für innovativen Handwerksgeist in Zeiten des digitalen Wandels, in das Haus der Wirtschaft eingeladen.

„Ob wir wollen oder nicht“, begrüßte Jürgen Haßler, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd, die 40 interessierten Gäste in seiner Eröffnungs- und Willkommensrede „das Thema digitaler Wandel darf keinen Handwerksbetrieb kalt lassen. Deshalb möchten wir Sie mit erfahrenen Partnern an unserer Seite einladen zu einem umfassenden Input rund um den digitalen Wandel.“

Als kompetenter Moderator und Führer durch den digitalen Wandel erwies sich Marco Petracca aus dem Hause PSV. Der Marketingberater unterstützt bereits seit vielen Jahren Unternehmen auch bei der Entwicklung ihrer digitalen Prozesse. Vor allem Relevanz, so erklärte Marco Petracca, zähle heutzutage für die Unternehmen wesentlich mehr als nur Reichweite.

In die Welt der Digitalisierung führte anschließend Sebastian Leipold von der Hees Bürowelt die gespannten Zuhörer. Dabei nannte er Chancen aber auch Risiken der Digitalisierung und Gründe, warum es gerade im Handwerk so wichtig sei, sich zu digitalisieren. „Die Arbeitswelt ändert sich. Was wir noch vor zehn Jahren gemacht haben, machen wir heute anders oder gar nicht mehr“, zeigte Leipold auf.

Digitalisierung eröffne für das Handwerk neue Möglichkeiten, erklärte sein Mitreferent Stefan Schwenzfeier, von PSV Marketing. „Eine erfolgreiche Umsetzung für eine sichere Zukunft erfordert nicht unbedingt umfangreiches IT-Wissen“, betonte Schwenzfeier.“Es geht vielmehr um ein Umdenken, um einen Perspektivwechsel in Richtung Digitalisierung. Diese neue Haltung macht dann den Weg frei für profitable Ideen, die durchaus auch aus Altbewährtem wachsen, wie beispielsweise digitale Serviceleistungen.“

Ein erstes Beispiel für eine perfekte Digitalisierung im Handwerk gab im Anschluss daran Tischlermeister Frank Müller aus Siegen-Meiswinkel als Praxis-Referent. Müller hat seinen gesamten Betrieb bereits auf digitale Auftragsbearbeitung umgestellt. „Zettelwirtschaft gibt es bei mir nicht mehr“, erklärte Müller in seinem ausführlichen Referat und gab Einblicke, wie jeder Mitarbeiter im Team so einen Überblick über den Projektablauf hat. Die Digitalisierung biete viele Vorteile. Zum Beispiel seien bei Ausfall eines Kollegen alle anderen Mitarbeiter im Bilde und so den Auftrag zu Ende bringen könnten. Auf diese Weise sei Zufriedenheit und Sicherheit im Team  und auch beim Auftraggeber geschaffen. Im Detail schilderte Müller den kompletten Ablauf eines Auftrages der mittels der Digitalisierung ohne Probleme abgewickelt werden kann. Und auch die geleistete Arbeitszeit jedes Mitarbeiters wird digital erfasst und automatisch den Kostenträgern zugeordnet.

Michael Bär, Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeister aus Siegen-Eiserfeld schilderte anschließend seine Erfahrungen mit der Digitalisierung, die auch bei ihm bereits Einzug gehalten habe. „Der Weg von der Idee bis zur Umsetzung sei anspruchsvoll, wenn Kundenwünsche erfüllt werden sollen“, erklärte Bär und stellte die beeindruckende Planung und Visualisierung neuer Badgestaltung in 3D vor. „Dafür kommt eine fortschrittliche Technik zum Einsatz, damit bereits die Idee passend zu den individuellen Kundenerwartungen gestaltet werden kann“, erklärte Michael Bär und ergänzt: „Alles ist für den Kunden mittels Übertragung auf die VR-Brille erlebbar. Das neue Badezimmer hat er nun plastisch vor Augen.“

Selbstverständlich hat die Digitalisierung bereits auch in der Bauwirtschaft Einzug gehalten. Martin Schmidt, Geschäftsführer der BesiCon GmbH, Bad Berleburg, führte aus, dass auf der Baustelle digitale Daten effektiv genutzt werden können. Zum Beispiel mit einer speziellen Maschinensteuerung oder per GPS-Vermessungen. Im Baustellenalltag, so der Referent, würden die vielseitigen Möglichkeiten zur Nutzung der Daten auf den Punkt gebracht, erklärte Schmidt. „Der digitale Wandel erfordert Offenheit und Umdenken“, erklärte Kreishandwerksmeister Frank Clemens in seinem Schlusswort. Clemens warnte allerdings davor, dass Handwerksbetriebe in kleineren Ortschaften im Zuge der Digitalisierung nicht „hinten runterfallen dürften“. Die Infrastruktur – und somit schnelle Datennetze- müssten für alle Betriebe verfügbar sein. Ansonsten wären nicht haltbare Wettbewerbsverzerrungen die Folge, mahnte der Kreishandwerksmeister.

Mit reichlich Gesprächsstoff und einem kleinen Imbiss sowie einem lockeren Erfahrungsaustausch  und dem gemeinsamen Ideen-Start in die Digitalisierung, endete der erste Teil des Forums für innovativen Handwerksgeist in Zeiten des digitalen Wandels. Um dieses wichtige Thema noch zu vertiefen, bietet die Kreishandwerkerschaft mit ihren Kooperationspartnern im Herbst diesen Jahres zusätzliche Workshops an.

Stefan Schwenzfeier von PSV Marketing (links) und Sebastian Leipold von der Hees Bürowelt in Siegen referierten über den digitalen Perspektivwechsel für profitable Ideen.

Die vier Experten hatten offensichtlich viel Freude am Workshop und an dem intensiven Interesse der rund 40 Gäste, die auf Einladung der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd in das Haus der Wirtschaft gekommen waren.

Text und Foto(s): Rita Lehmann