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Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd

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10.09.2015

Das Seminar "Notfallkoffer“ traf bei den Anwesenden genau ins Schwarze

Siegen. Das Unternehmen floriert, die Familie ist gesund – da denkt niemand gern daran, dass sich dennoch mit einem Schlag schwere Probleme einstellen könnten. Zum Beispiel, wenn der Chef, die Chefin für längere Zeit oder auch ganz ausfällt. „Deshalb sollten Sie sofort vorsorgen“, rät Christian Goede. Der Diplom-Jurist und Steuerexperte der DATEV eG referierte auf Einladung der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd und der Handwerksjunioren Südwestfalen im Haus der Siegerländer Wirtschaft über den „Notfallkoffer“, der für jeden Betrieb bereit stehen sollte.

 

„Stellen Sie sich vor, Sie fahren heute Abend nach Hause und kommen nicht an“, hielt Goede den Inhabern von Handwerksbetrieben vor, die an diesem Seminar teilnahmen. „Niemand kann sagen: Das passiert mir nicht.“ Goede berichtete von Betrieben, die bei eigentlich gesunder wirtschaftlicher Struktur vom Verlust ihres Chefs derart überrascht wurden, dass sie bald Insolvenz anmelden mussten. Denn mit einem Male stellen sich zahlreiche Fragen: „Wer führt kurzfristig mein Unternehmen in meinem Sinn weiter? Wer kann langfristig das Unternehmen übernehmen? Wer kennt sich mit den laufenden Geschäften und Aufträgen aus? Wo finden meine Vertrauten wichtige Unterlagen, wie Verträge, Passwörter und ähnliches?“ Im privaten Bereich ist ebenfalls vieles zu klären: „Hat die Familie ohne mich finanzielle Probleme? Wer entscheidet über mein Leben, wenn ich es nicht mehr kann? Wer kennt sich mit unseren Verträgen, Versicherungen und ähnlichem aus?“

 

Von ebenso großer Bedeutung sind die Fragen, die einen selbst betreffen, etwa die nach den gewünschten medizinischen Maßnahmen, nach der gewünschten Betreuung, der Pflege. Hinzu kommt als viertes Problemfeld die Überlegung, was mit dem Vermögen geschehen soll.

 

All' diese Fragen kann ein Notfallordner beantworten – wenn er denn rechtzeitig angelegt und regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht wurde. Richtig geführt, ist der Ordner ein ziemlich umfangreiches Werk. Auch Kopien von Verträgen und Policen, Kopien oder auch Originale des Testaments oder eines Erbvertrages, Auszüge aus Handelsregister und Grundbuch: praktisch alle wichtigen Dokumente werden dort zusammengefasst. Das beugt zeitraubenden und nervenaufreibenden innerfamiliären Konflikten vor. „Sie werden vielleicht sagen: Bei uns ist alles sehr harmonisch. Ein guter Anwalt oder Notar würde Sie dann wahrscheinlich fragen: Haben Sie denn schon einmal geerbt?“ Dann nämlich komme es häufig zu unvorhersehbaren Streitigkeiten. „Ich habe schon den Fall erlebt, dass eine Gruppe einer Familie das Testament nicht herausrücken wollte.“ Für einen Betrieb kann eine solche Entwicklung ziemlich ungesund sein.

 

Almut Schleifenbaum, Diplom-Volkswirtin und Steuerberaterin der Siegener Kanzlei Schleifenbaum, ergänzte den Vortrag Christian Goedes und unterstrich die Notwendigkeit, in jedem Betrieb und jeder Familie einen solchen Notfallordner rechtzeitig zusammenzustellen: „Es müssen oft auch Kündigungsfristen gewahrt werden. Das kann sehr ärgerlich werden, wenn sie versäumt werden.“ So kann es zum Beispiel für eine Firma beachtliche Schwierigkeiten mit sich bringen, wenn Markenlaufzeiten nicht rechtzeitig verlängert werden. Für einen Notfallordner gibt es zahlreiche Vorlagen Im Internet; er lässt sich auf Papier oder auch elektronisch führen. „Sie sollten aber davon ausgehen, dass das keine Arbeit für einen Tag oder eine Woche ist. Rechnen Sie lieber mit einem Jahr, in dem Sie immer wieder daran arbeiten“, erklärte Christian Goede den Handwerkern. „Das Wichtigste ist: Fangen Sie sofort damit an!“

 

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Mit dem Vortrag „Notfallkoffer“ trafen die Referenten Steuerberaterin Almut Schleifenbaum und Christian Goede, DATEV eG, den Nerv der teilnehmenden Handwerksbetriebe

 

Text und Fotos: Klaus Peter Eilert, Mediaservice Südwestfalen