KH
Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd

News-Detailansicht

12.11.2019

Bauinnung besichtigt JVA Attendorn

Einblick in den Justizvollzug und Zeit für geselliges Miteinander

Siegen. Hinter Schloss und Riegel waren kürzlich einige Mitglieder der Bauinnung Westfalen-Süd – zum Glück nur für kurze Zeit: Gemeinsam wurde die JVA Attendorn besichtigt, um mehr über die Arbeit im Justizvollzug vor Ort zu erfahren. Gleichzeitig bot der Termin Gelegenheit zum geselligen Miteinander.  

Der stellvertretende Anstaltsleiter Jürgen Streiß sowie Dana Sperke, Leiterin Arbeitsverwaltung und Marcus Clemens, Leiter des Werksdienstes, nahmen die Mitglieder der Bauinnung mit auf einen Rundgang durch die JVA Attendorn, um einen Einblick in die verschiedenen Arbeitsbereiche des geschlossenen und des offenen Vollzugs zu geben. Rund 180 Mitarbeiter arbeiten vor Ort in einem interdisziplinären Team aus rund 130 Mitarbeitern im allgemeinen Vollzugsdienst und weiteren 50 Sozialpädagogen, Ärzten, Psychologen, Handwerkern und Lehrern, um nicht nur die Versorgung der maximal 430 Gefangenen zu gewährleisten, sondern diese auch optimal auf die Resozialisierung vorzubereiten. Die Zahl der Gefangenen teilt sich auf in 130 Straftäter im geschlossenen Vollzug und rund 300 Plätze im offenen Vollzug, wobei davon nach Angaben von Jürgen Streiß meistens rund 100 Plätze nicht belegt sind. „Wegsperren ist die einfachste Lösung. Das steht für uns aber nicht im Vordergrund. Wir müssen vielmehr daran arbeiten, die Menschen besser aufzustellen, damit sie bestmöglich auf das Leben nach der Haft vorbereitet sind. Resozialisierung ist unser wichtigster Auftrag, um die Leute zurück ins Leben zu holen und einen Rückfall vorzubeugen“, erklärt Jürgen Streiß die Arbeit seines Teams.  

Hinter Schloss und Riegel: Leben im geschlossenen Vollzug

Im geschlossenen Vollzug erfahren die Mitglieder der Bauinnung am eigenen Leib, wie es sich anfühlt, in einer kleinen und spärlich eingerichteten Zelle eingesperrt zu sein. „Wenn die Tür zu geht, man das Geräusch hört, wie sich der Schlüssel umdreht und man weiß, hier komme ich jetzt nicht mehr raus – das ist das schlimmste Gefühl“, weiß der stellvertretende Einrichtungsleiter aus Erzählungen der Gefangenen. Weiter geht die Besichtigung durch verschiedene Zellenarten, die Bücherei und die Sportanlagen, die die Gefangenen etwa zwei Stunden pro Woche nutzen dürfen. „Die Sportanlagen dienen nicht etwa dem persönlichen Vergnügen, sondern sind ein sehr gutes Mittel, um Aggressionen abzubauen“, erklärt Jürgen Streiß das Angebot. In dem Schulungsraum findet Deutschunterricht für die Gefangenen statt. Auch ein Dolmetscher kommt regelmäßig zum Einsatz, da der Anteil der Einsitzenden, die keine Deutschkenntnisse haben, steigt.

Arbeitstherapie Holz sorgt für staunende Gesichter

Für Gefangene besteht Arbeitspflicht. 40 Stunden in der Woche müssen sie sich entsprechend ihrer Qualifikation und ihrer Interessen im Anstaltsgeschehen einbringen. Sei es bei der Instandhaltung des Gebäudes, der Außenanlagen, in der Großküche, in der hauseigenen Werkstatt oder in der Arbeitstherapie Holz – das Angebot ist vielfältig. „Oftmals haben Gefangene keine Ausbildung und haben auch noch nie vorher in ihrem Leben gearbeitet. Hier lernen sie einen geregelten Tagesablauf und finden oft Gefallen an der Arbeit. Sie bekommen das Gefühl, doch etwas schaffen zu können. Und manchmal wundert man sich, zu welch guter Arbeit die ungelernten Kräfte in der Lage sind“, erklärt der Leiter des Werkdienstes, Marcus Clemens. Insgesamt arbeiten 10 Handwerksmeister unterschiedlicher Gewerke in der JVA Attendorn, um die Gefangenen in der Arbeit anzuleiten. Auch die Zusammenarbeit mit örtlichen Betrieben sei sehr wichtig, damit Gefangene die Möglichkeit bekommen, im offenen Vollzug auch außerhalb der JVA selbstständig einer Arbeit nachzugehen. Die handgefertigten Holzarbeiten der Arbeitstherapie Holz sorgten für Begeisterung bei den Handwerkern der Bauinnung. „Die Produkte – von Kinderspielzeug über Dekorationsartikel bis hin zu praktischen Möbeln – werden ganzjährig über den Onlineshop „Knastladen“ sowie einmal im Jahr beim großen Adventsverkauf in den Räumlichkeiten der JVA verkauft“, erklärt Dana Sperke.

Vielfältige Arbeitsabläufe beeindrucken  

Sichtlich beeindruckt waren die Besucher von den vielfältigen Abläufen und den verschiedenen Tätigkeitsfeldern in der JVA Attendorn. „Insbesondere im geschlossenen Vollzug hat man das Gefühl, in eine andere Welt abzutauchen. Das war schon beklemmend. Vielen Dank für den Einblick in Ihre Arbeit“, bedankt sich Stephan Hundhausen, Obermeister der Bauinnung Westfalen-Süd bei den Mitarbeitern der JVA für die interessante Führung. Mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck, ließen die Mitglieder der Bauinnung Westfalen-Süd den Abend bei einem gemeinsamen Abendessen in Attendorn ausklingen.

Knast hautnah: Einige Mitglieder der Bauinnung Westfalen-Süd besichtigten gemeinsam die JVA Attendorn und bekamen dabei einen authentischen Einblick in die Arbeit des Justizvollzugs.

Text und Foto(s): © TEXTWERK ATTENDORN, Rebecca Dalhoff